Mindener Tageblatt
27.09.2005
Wenig Rudern, mehr Schuldrill

Herderaner Christian Brill als Austauschschüler in Philadelphia / Zum „JtfO”-Finale nach Berlin





Christian Brill (links) und Herder-Ruderprotektor Guido Höltke in
Berlin. MT-Foto: Sölter



Von Friedhelm Sölter

Minden/Berlin/Philadelphia (mt). Er hatte wohl eine der längsten Anreisen, die je ein Teilnehmer am Bundesfinale des Schulsport-Wettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia” auf sich genommen hat. Der Mindener Christian Brill düste aus Philadelphia heran, um in Berlin seine Herder-Ruderer zu unterstützen.Dabei hatte nicht nur der 16-jährige Austauschschüler gehofft, den Endlauf im Gig-Doppelvierer mit Steuermann der Jungen in der Wettkampfklasse II, das sind die Geburtsjahrgänge 1988 bis 1990, zu erreichen. Doch am Ende stand mit dem Sieg im „kleinen Finale” der 7. Platz in dieser inoffiziellen deutschen Schüler-Meisterschaft zu Buche.

Mit seinen Ruder-Kameraden vom Herder-Gymnasium, Philip Berg, Felix Eisberg und Tonn Rüter sowie Steuerfrau Stefanie Bauer hatte er vor den Sommerferien beim NRW-Landesfinale als Gewinner die Fahrkarte nach Berlin gelöst.

Nach den Sommerferien begann jetzt sein halbjähriges Gastspiel in den USA. Doch das Erlebnis „Berlin, Berlin” eines Bundefinalisten wollte sich der Blondschopf nicht entgehen lassen. Da traf es sich gut, dass der Vater über einige „Free Miles” am großen Fliegerhimmel verfügte und das Intermezzo daher nicht alle Etats sprengte.

Seit fünf Jahren rudert der Elftklässler bei den Herderanern in der
Arbeitsgemeinschaft. Erst bei Reinhard Hammerschmidt, dann unter den Fittichen von Frank Bültmann und jetzt unter dem neuen Protektor Guido Höltke.

In seinem kostenpflichtigen Austauschprogramm über „AyUSA” verbringt er jetzt ein halbes Jahr in der „neuen Welt”, ohne sich auf einen Gegenbesuch einstellen zu müssen.

In der Kleinstadt Mount Laurel, rund 20 Autominuten von „Philli” entfernt, hat es Christian unter Ruder-Gesichtspunkten (fast) optimal getroffen. An seiner Gastschule dort ist in Kooperation mit vier anderen Schulen ein kleines, aber feines „Häuflein” von 20 Sportlern mit Riemen und Skulls aktiv. Die Schulruderer dort verfügen nach Brills Einschätzung über gutes eigenes Bootsmaterial. Allein ein in unseren Breiten unverzichtbares Bootshaus fehlt dort.

Dazu hat der Mindener Ruderer das große Glück, bis Weihnachten jenseits des Atlantiks in einer Familie zu leben, in der die Mutter sowie ihre beiden 16- und 17-jährigen Söhne sich ebenfalls dem Rückwärtsfahren auf dem Wasser verschrieben haben. Der ältere Nachwuchs hat es dabei inzwichen sogar in US-amerikanische Förderkader gebracht.

Und das, obwohl Christian Brill erfahren hat, dass seine gleichaltigen Mitschüler in den Staaten deutlich weniger trainieren als er es vom Herder-Gymnasium gewohnt ist. Bei 16 Kilometern im Boot liegt das Wochen-Pensum rund ums Bessel-Bootshaus, wo ja auch die Herderaner zu Hause sind. Über zehn Kilometer sei er in den vier Wochen seines Amerika-Aufenthalts nicht hinaus gekommen.

Um auch mit Blick auf den einwöchigen Berlin-Trip mit der großen
ruderischen Herausforderung keine Defizite entstehen zulassen, reist der Gast von der Porta in seiner Austausch-Familie weitere Einheiten auf dem Ruderergometer ab.

Nach Ansicht seiner Betreuer und Mitruderer vom „Herder” war sein Einsatz auf der olympischen Reagattastrecke von 1936 in Grünau ein Gewinn für die Crew. Brill habe die an ihn gestellten Erwartungen vollauf erfüllt.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten will Christian vor allem seine englischen Sprachkenntnisse verbessern und „einfach Neues kennenlernen”.

Zu den ersten Erfahrungen gehört es dabei, dass es an der von ihm besuchten Schule mit rund 3000 Schülern deutlich „militärischer”, wie er formulierte, zugeht als in den altehrwürdigen Mauern des Mindener Herder-Gymnasiums.



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