Mindener Tageblatt
22.09.2005
Nach 25 Jahren wieder ein Bundessieg für Herderschule

Ruder-Mädchen beim Jugend-trainiert-Finale in Berlin ganz souverän / Dazu Bronze für den Jungen-Achter vom Mindener Besselgymnasium





Nach ihrem Triumph in Berlin ließen Juliane Dammann, Anna-Lena Warning, Inken Neppert und Johanna Weiß ihre Steuerfrau Vanessa Mohme traditionsgemäß zu Wasser.



Jascha Kristek, Christian Lichtsinn, Niklas Sondermann, Maik Wessling, Cederic Wiktor, Tobias Hattwig, Malte Frick, Viktor Hartmann und Steuerfrau Anne Kayser holten gestern in Grünau mit dem Bessel-Achter den 3. Platz im Bundesfinale.
MT-Fotos: Friedhelm Sölter


Von Friedhelm Sölter

Berlin (mt). Drei Rennen, drei unangefochtene Siege: Die Ruder-Mädchen des Mindener Herder-Gymnasiums machten gestern in Berlin-Grünau in souveräner Manier deutlich, wer in ihrer Bootsklasse derzeit die Nr. 1 in Deutschland ist.

Was sich bereits im Vorlauf am Dienstag angedeutet hatte, wurde gestern Wirklichkeit. Mit ihrem Final-Triumph holten Juliane Dammann, Anna-Lena Warning, Inken Neppert, Johanna Weiß und Steuerfrau Vanessa Mohme erstmals seit 25 Jahren wieder einen Bundessieg beim Schulsport-Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" für ihre Schule. Zugleich war es der erste Triumph für das Mindener Schulrudern seit 1998.

Die heimische Erfolgsbilanz komplettierte gestern auf der historischen Regatta-Strecke im Süden der deutschen Politik-Metropole der Jungen-Achter vom Besselgymnasium, der sich mit einer kontinuierlichen Steigerung im Endlauf auf den dritten Rang schieben konnte.

Ebenfalls zum Sieg, allerdings im "kleinen Finale" um die Ränge 7 bis 12 skullten gerade in dem Augenblick, in dem der ehemalige Einer-Weltmeister Marcel Hacker den Herder-Mädchen ihre Siegermedaillen umhing, die Herder-Jungen um Amerika-Heimkehrer Christian Brill, mit dem Philip Berg, Felix Eisberg, Tonn Rüter und Steuerfrau Stefanie Bauer im Boot saßen.

Da war der 4. Rang im kleinen Finale für den Bessel-Vierer mit Marius Ötting, Julius Gerstmeyer, Nils Bensiek, Marcel Rodenberg und Steuermann Niklas Wehbrink für die einmal mehr fast 100 Schlachtenbummler vom Wasserstraßenkreuz leicht zu verdauen. Im Halbfinale hatten die Schützlinge von Protektor Martin Meier vergeblich nach der Endlauf-Teilnahme gegriffen. Die in diesem Rennen gelassenen Kräfte fehlten dann zwei Stunden später für ein besseres Abschneiden.

Die Herder-Ruderinnen ihrerseits hatten in ihrem Halbfinale ihre Form aus dem Vorlauf eindrucksvoll untermauert. Schon nach 600 der 1000-Meter-Strecke war der neuerliche Sieg im Gig-Doppelvierer in trockenen Tüchern. Kontrolliert und Kräfte sparend brachte das Quintett das Rennen vor Hessen-Meister Albert-Schweitzer-Schule Kassel nach Hause. In der anderen Vorentscheidung setzte sich Dauerrivale Ratsgymnasium Osnabrück erst nach hartem Kampf vor der Sportschule Potsdam (Brandenburg) durch.

Dafür mussten die Niedersächsinnen dann im Finale bitter bezahlen. Statt zu einer echten Herausforderung für die Schützlinge von Herder-Protektor Guido Höltke zu werden, standen die "Rats"-Mädchen am Ende als Vierte mit leeren Händen und Trauertränen neben dem Siegerpodest.

Neben den Mindenerinen, die bei Fingernägeln, Socken und Boot "Heino" ganz auf die Farbe Pink gesetzt hatten, und im Endlauf nach 3:39,70 Minuten mit einer Bootslänge Vorsprung ins Ziel kamen, standen dann die Hessinnen aus Kassel (3:51,67) und Potsdam (3:54,53) auf dem Treppchen. Für Osnabrück wurden 3:56,85 Minuten gestoppt.

Auch von einer viertelstündigen Wartezeit an den Startboxen, die die Wettkampfleitung unmittelbar vor diesem vierten Rennen des Tages verordnet hatte, weil der neue, enger gefasste Zeitplan aus den Fugen geraten war, ließen sich die Mindenerinnen nicht nervös machen. Den Parforceritt der Organisatoren durch den Endlaufplan bekamen dann auch die Siegerinnen von der Schachtschleuse zu spüren. Nicht alle Freunde und Eltern kamen dazu, die Siegerinnen auf dem "Stockerl" abzulichten. Unmissverstäandlich war die Aufforderung der Jury, Platz zu machen für die nächste Zeremonie.

Die erlebten die Mindener Fans dann noch einmal nach dem letzten Rennen, bei den Ruderern tradtionsgemäß immer der Achter. Als Jascha Kristek, Christian Lichtsinn, Niklas Sondermann, Maik Wessling, Cederic Wiktor, Tobias Hattwig, Malte Frick, Viktor Hartmann und Steuerfrau Anne Kayser auf der großen Ergebniswand an der Olympiastrecke von 1936 als Bronze-Gewinner bestätigt wurden, zeigte sogar ihr ansonsten immer so cool auftretender Trainer Olaf Böhne Gefühle.

Die Leistungssteigerung im Vergleich mit den besten Schul-Achtern der Republik hatte er seinen Schützlingen wohl doch nicht so ganz zugetraut. Die allerdings zogen ihr Ding unbeirrt durch und hatten am Ende die noch einmal aufkommenden Berliner von der Flatow-Oberschule um 44 hundertstel Sekunden distanziert.

An der Spitze übernahm hier das Osnabrücker Ratsgymnasium die Rolle der Herder-Mädchen. Gegen ihre 2:55,01 Minuten verblassten auch die 2:59,44 des zweitplatzierten Kurfürst-Balduin-Gymnasiums Münstermaifeld (Rheinland-Pfalz).

Ein von Böhne gestecktes Saisonziel aber blieb von der Crew unerfüllt: Ein Sieg über die Osnabücker. Folglich gab es zum ungläubigen Erstaunen manch neutraler Beobachter unmittelbar nach der Zeremonie, die sich hier Hacker mit der Diskuswurf-Olympiasiegerin von 1972, Liesel Westermann, teilte, zur Strafe je zehn einarmige Liegestütze für die acht Recken, die mit den Medaillen um den Hals von den Beteiligten mit viel Humor bravourös absolviert wurden.

Danach dauerte es dann nicht mehr lange, bis es im Mindener Lager feucht wurde. Erst spritze der von manchen Eltern "vorsorglich" gebunkerte Sekt, dann gab es für die erfolgreichen Steuerleute das obligatorische Bad im Erfolgswasser der Dahme.

Das indes wurde so ausgweitet, dass hernach nicht nur alle mit Medaillen geschmückten Mindener Sportler pudelnass waren, sondern auch die Jung-Protektoren Guido Höltke und Martin Meier.



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