Mindener Tageblatt
27.09.2003
Herder-Mädchen retten Mindener
Ruder-Ehre in Berlin


Silber beim Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" / Ansonsten Frust und Tränen bei den Ostwestfalen / Flaggschiff fährt hinterher




Der Doppelvierer der WK III vom Besselgymnasium mit (von links) Victor Hartmann, Cederic Wiktor, Niklas Sondermann, Tobias Hattwig und Steuermann Marius Ötting (im Bug) überzeugte im kleinen Finale.



Der Besselachter (rechts) mit Steuerfrau Carolin Burmester, Axel Pape-Nolte, Jascha Kristek, Christoph Knost, Christian Lichtsinn, Johannes Kluge, Niklas Scholz, Daniel Riechmann und Gertjan Frick (von links) fuhr unterdessen hinterher.



Ines Reuschel, Kerstin Ante, Sarah Schwier, Alice Völker und Steuerfrau Stefanie Bauer vom Herdergymnasium hatten auf dem Siegerpodest allen Grund zur Freude über die Silbermedaille.



Der Jungen-Doppelvierer derselben Schule mit Michael Gieseking, Simon Ludwig, Patrick Amrhein, Helge Heyken und Steuermann Felix Hoffmann belegten den undankbaren vierten Platz.


Von Friedhelm Sölter

Berlin (mt). Tränen statt Triumph und Frust statt Finalsieg: Im Lager der Mindener Ruderer beim Berliner Bundesfinale des Schulsport-Wettbewerbs "Jugend trainiert für Olympia" überwogen gestern trotz des 2. Platzes für die Herder-Mädchen die Enttäuschungen.

Vor allem der Bessel-Achter und die Herder-Jungen konnten die in sie gesetzten Erwartungen, die ganz offensichtlich auch die der Akteure waren, nicht erfüllen. Die Herderaner mussten sich im 1000-Meter- Endlauf auf der Regattastrecke in Berlin-Grünau nach hartem Kampf mit dem 4. Platz in 3:12,19 Minuten begnügen. Vor den höher eingeschätzten Mindenern lagen am Ende die Berliner Poelchau-Oberschule (3:06,83), das Hansa-Gymnasium Stralsund (Mecklenburg- Vorpommern/3:08,65) und die Sportschule Potsdam (Brandenburg/3:10,21). Während die Crew Michael Gieseking, Simon Ludwig, Patrick Amrhein, Helge Heyken und Steuermann Felix Hoffmann mit dem Schickal haderte, bescheinigte ihnen ihr Trainer Guido Höltke durchaus eine akzeptable Leistung. Überraschend seien schon eher die Leistungssprünge der mit Nationalkader-Athleten besetzten Konkurrenz gewesen.

Nie ins Rollen gekommen

Noch ärger erwischte es das Bessel-Flagschiff. "Die fahren in der ganzen Saison ein schlechtes Rennen, und das war heute", quoll es aus Trainer Olaf Böhne hervor, als feststand, dass sein Team über den sechsten und letzten Finalplatz nicht hinaus gekommen war. Bessels Ruder- Protektor Heinz Lück blieb nur ein verhaltenes Schulterzucken für die Leistung der Jungen in der Wettkampf-Klasse II mit Axel- Pape-Nolte, Jascha Kristek, Christoph Knost, Christian Lichtsinn, Johannes Kluge, Niklas Scholz, Daniel Riechmann, Gertjan Frick und Steuerfrau Carolin Burmester. Vom Start weg kam der Hoffnungsträger bei Sonnenschein und leichtem Schiebewind nie ins Rollen, verlor schon bald den Anschluss und hatte in 3:04,6 Minuten nie etwas mit der Vergabe der Medaillen zu tun. Die machten mehr als zwei Bootslängen voraus die Berliner Flatow-Oberschule (2:57,5), die Hamburger Sophie-Berat-Schule (2:57,7) und Bessels Erzrivale, der Niedersachsen-Vertreter Carolinum Osnabrück (3.00,3) unter sich aus.

Dabei hatte der Final-Mittag für die Mindener eigentlich nach Plan begonnen. In der ersten Entscheidung fuhren die Münsteraner vom St. Mauritz Gymnasium im vom Bessel- Team geliehenen Gig-Vierer "Heino" zur Silbermedaille. Und in der ersten Entscheidung, an der als NRW-Titelträger Mindener beteiligt waren, gab es ebenfalls den 2. Rang. Die älteren Herder-Mädchen Ines Reuschel, Kerstin Ante, Sarah Schwier, Alice Völker und Steuerfrau Stefanie Bauer mussten im Gig-Doppelvierer allein die Überlegenheit des Osnabrücker Carolinums anerkennen. Doch mit bravouröser Energieleistung hielten sie die übrigen Konkurrentinnen sicher auf Distanz.

Als in der folgenden Entscheidung im kleinen Finale um die Ränge 7 bis 12 die Jungen III vom Bessel-Gymnasium mit Victor Hartmann, Cederic Wiktor, Niklas Sondermann, Tobias Hattwig und Steuermann Marius Ötting ebenfalls im Rahmen ihrer Möglichkeiten überzeugten, nachdem sie zwei Stunden zuvor mit Platz 4 im Halbfinale als einzige Mindener Crew den richtigen Endlauf verpasst hatten, kam die große Ernüchterung.

Nur knapp geschlagen

Zunächst fuhr der Mädchen- Doppelvierer III vom Besselgymnasium in einer umkämpften Entscheidung ganz knapp am Treppchen vorbei. Während vorn die Sportschule Potsdam (Brandenburg) unangefochten ihre Bahn zog, erwischten die Schützlinge von Thomas Lehzen im Endspurt den falschen Zug und mussten ganz knapp Sportgymnasium Magdeburg (Sachsen-Anhalt/3:43,28) und Hansa-Gymnasium Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern / 3:43,61) vorbei ziehen lassen. Für Dorthe Kayser, Saskia Siedentopf, Anna-Maria Schütze, Kim Schlingmann und Steuerfrau Katharina Kohnen wurden 3:43,86 Minuten gestoppt.

Als dann die zahlreich von der Porta Westfalica angereisten Fans, die Betreuer und auch die Akteure selbst in den letzten beiden Entscheidungen mit heimischer Beteiligung den großen Wurf erwarteten, kamen statt dessen der verpasste Podestplatz der Herderaner und dann auch noch der allen unerklärliche Einbruch des Bessel-Achters. Sicher wird es einige Zeit brauchen, bis die Beteiligten mit diesem Rückschlag fertig werden, doch Berlin hat gezeigt, dass mit dem neuen Konzept am Bessel-Bootshaus, wo ja auch die Herderaner trainieren, in den Rennbooten der Abstand zu den weiterhin dominierenden Sportgymnasien aus den neuen Bundesländern verkürzt werden konnte. Das geht natürlich auf Kosten der Besetzung der einstigen Mindener Domäne, Gig-Boote mit Erfolg versprechenden Crews. In dieser Bootsgattung gingen alle drei Titel nach Osnabrück.


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