Mindener Tageblatt
23.09.2003
In Berlin-Grünau spricht man "mindenerisch"

So viele Ruderer wie noch nie aus der Weserstadt beim Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin




Die Schülerinnen und Schüler vom Bessel- und Herder-Gymnasium, die die Mindener Farben in Berlin vertreten, mit ihren Trainern und Betreuern sowie Schulleitern und Sponsoren-Vertretern am Bessel-Bootshaus unter dem Kanal-Viadukt, das über die Weser führt. MT-Foto: Friedhelm Sölter


Von Friedhelm Sölter

Minden (mt). Gleich fünf Trümpfe aus Minden sind im Spiel, wenn am Donnerstag und Freitag in Berlin im Rudern die Entscheidungen beim Bundesfinale des Schulsport-Wettbewerbs Jugend trainiert für Olympia fallen.

Zwar lagen beim NRW-Finale in Essen Mitte Juli in den acht Klassen, in denen Bundessiege vergeben werden, gleich sechs Mal Ruderer aus Minden vorn, doch da Axel Pape-Nolte, Jascha Kristek, Christoph Knost und Christian Lichtsinn mit Steuerfrau Carolin Burmester als Landessieger im Gig-Vierer mit der Wettkampfklasse II auch im erfolgreichen Bessel-Achter sitzen, gaben sie ihr Startrecht im kleineren Boot an den NRW- Zweiten St. Mauritz-Gymnasium Münster weiter.

Insgesamt knapp 400 Schülerinnen und Schüler in 320 Schulmannschaften aus den 16 Bundesländern ermitteln von heute bis Freitag in der Bundeshauptstadt die Bundessieger in den sieben olympischen Sportarten Beachvolleyball, Badminton, Fußball, Hockey, Leichtathletik, Rudern und Tennis.

Die 29 Schulruderer aus Minden starten mit ihren Betreuern heute um kurz vor elf Uhr mit der Bahn Richtung Spree- Athen, wo sie am Ostbahnhof auf die Quartiere verteilt werden. Dabei hatten die Mindener im üblichen Rotationsverfahren diesmal Pech. An das Heim der deutschen Schreberjugend in Kreuzberg gibt es nicht nur gute Erinnerungen. Doch die dort gemachten Erfahrungen wird man umsetzen und beispielsweise mit Luftmatratzen im Gepäck anreisen.

Am Mittwoch-Vormittag gibt es für das Mindener Aufgebot einen Besuch im Abgeordnetenhaus, am Nachmittag folgte das erste Wassertraining auf der olympischen Regattastrecke von 1936 in Grünau. Am Donnerstag sind dann Vorläufe und Hoffnungsläufe über je 1000 Meter terminiert, am Freitag geht es nach den morgentlichen Halbfinals mittags in den Endläufen um alles oder nichts.

Herder-Vierer topp

Die besten Chancen unter den Vertretern vom Wasserstraßenkreuz räumen die Ruder-Protektoren Heinz Lück (Bessel) und Reiner Hammerschmidt (Herder) dem Jungen-Doppelvierer mit Steuermann vom Herder- Gymnasium ein, der bereits im Vorjahr in gleicher Besetzung in Berlin dabei war, Revier und Rahmenbedingungen kennt und nach Platz1 im kleinen Finale vor Jahresfrist diesmal im Endlauf der sechs besten aufs Treppchen will.

Stolze Bessel-Bilanz

Dort wünscht sich Lück auch den Bessel-Achter, für alle Ruder-Ästheten immer noch der Inbegriff für vollendete Teamarbeit auf dem Wasser. Das letzte Mal, dass ein "Dickschiff" vom Wasserstraßenkreuz im Bundesfinale triumphierte, liegt inzwischen 26 Jahre zurück.

Allein vom Bessel-Gymnasium waren seit dem ersten Bundesfinale mit Ruderern 51 Bootsbesatzungen in Berlin. 14 von ihnen gelang der ganz große Wurf, 18 weitere wurden mit Silber- Oder Bronze-Plaketten geehrt. Allein in den Jahren 1993 und 1994 fehlten Boote aus Minden beim Bundesfinale.

Doch die letzten Siege sind sicher die ersten Resultate der verstärkten Zusammenarbeit von Bessel- und Herder-Rudern am Bessel-Bootshaus sowie der neuen Strukturen im Mindener Schulrudern. Dazu haben die genannten Lehranstalten jetzt mit Martin Meier (Bessel) und Guido Höltke (Herder) junge Lehrkräfte in ihrem Kollegium, die das Schulrudern selbst früh erlebt und und erlitten haben und heute forciert an ihre eigenen Schüler weiter geben.

Den besonderen Stellenwert des Ruderns innerhalb des Fächerkanons machten bei der Verabschiedung der Berlin-Fahrer am Bootshaus auch die Schulleiter deutlich. Bessel- Frontfrau Eva Kutschera nannte Rudern für das Bessel-Gymnasium "sehr, sehr wichtig für das Profil unserer Schule" bei stetig steigendem Zulauf in der Arbeitsgemeinschaft gerade unter den ganz jungen Gymnasiasten. Die "erste Priorität" dieser Sportart am Herder-Gymnasium betonte dessen Direktor Christoph Gralla.

Gast lobt Konstanz

Das Image bildende der erfolgreichen Ruderer weit über die Schulen hinaus für den gesamt Mühlenkreis hob Kreis- Sportbeauftragter Fido Gast hervor: "Auf die Ruderer ist grundsätzlich verlass", anerkannte er mit Blick auf andere Sportarten, die nicht so regelmäßig die Region im Schatten des Kaiser Wilhelm in Berlin vertreten könnten.

Die Daumen drücken wird an seinem Schreibtisch auch Martin Hillingmeier aus der Werbeabteilung der Sparkasse Minden-Lübbecke der seitens des langjährigen Ruder- und "Jugend-trainiert"-Sponsors verprach, die dann hoffentlich erfolgreichen Rückkehrer am Samstag am Mindener Bahnhof gebührend zu empfangen.

Die Berlin-Starter

Achter, Wettkampf-Klasse (WK) II: Bessel-Gymnasium mit Axel Pape-Nolte, Jascha Kristek, Christoph Knost, Christian Lichtsinn, Johannes Kluge, Niklas Scholz, Daniel Riechmann, Gertjan Frick und Steuerfrau Carolin Burmester.

Doppelvierer mit Steuermann, WK II: Herder-Gymnasium mit Michael Gieseking, Simon Ludwig, Patrick Amrhein, Helge Heyken, Steuermann Felix Hoffmann.

Doppelvierer mit Steuermann, WK III: Bessel-Gymnasium mit Victor Hartmann, Cederic Wiktor, Niklas Sondermann, Tobias Hattwig, Steuermann Marius Ötting.

Gig-Doppelvierer, WK II: Herder-Gymnasium mit Ines Reuschel, Kerstin Ante, Sarah Seidel, Alice Völker, Steuerfrau Stefanie Bauer.

Doppelvierer mit Steuerfrau, WK III: Bessel-Gymnasium mit Dorthe Kayser, Saskia Siedentopf, Anna-Maria Schütze, Kim Schlingmann, Steuerfrau Katharina Kohnen.


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